Hallo,

Anfang Juli 2021 hatte ich nach langer Zeit endlich ein Wiedersehen mit Dr. Katrin Schuhen, Gründerin & Geschäftsführerin von Wasser 3.0. Sie ist für mich eine wahrhaft „Conscious Personality“, die sich mit ihrem Team für sauberes Wasser weltweit einsetzt.
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CB: Hey Katrin, es ist einfach toll, dass du heute hier bist. Ich freue mich, dass du hier rausgekommen bist, in mein Alpenoffice nach Bad Tölz.

Im Dezember 2018 haben wir uns kennengelernt, denn du bist einem Aufruf der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel „Die Gutfrauen“ gefolgt. Evelyn, Sari, Dani und ich haben einen Aufruf gestartet, bei dem du dich beworben hast. 65 Frauen haben sich insgesamt gemeldet und wir haben dann die Auswahl getroffen.

Wie ging es dir, als du das in der Zeitung damals gelesen hast?

KS: Ich persönlich habe es lustigerweise gar nicht in der Zeitung gelesen, sondern eine Bekannte von mir hat mir den Link geschickt und gesagt: „Das ist dein Eintrittspfad, da hast du deine Kommunikationsleute. Bewirb‘ dich und sieh‘ einfach zu, dass du da reinkommst und die Damen von Wasser 3.0 überzeugt bekommst.“ Und deswegen habe ich in einer Nacht- und Nebelaktion die Eingabe in eure Maske gemacht und habe gedacht: Okay, vielleicht klappt’s ja. Wir brauchen einen Boost, wir brauchen irgendwie Hilfe, damit es vorangeht. Und ein paar Tage später wurde ich eingeladen und es hieß: „Komm zu Besuch. Wir wollen schauen, was sich hinter Wasser 3.0 verbirgt.“ Dann haben wir uns das erste Mal getroffen und das war einfach … Liebe auf den ersten Blick. Wir haben uns gesehen und da habe ich gedacht: Mensch, das wäre richtig genial, wenn das hier funktionieren könnte. Das war toll!

CB: Wo standest du im Dezember 2018? Du hattest eine Juniorprofessur inne, richtig?

KS: Genau. Im Mai 2018 war es so, dass die Junior Professur ausgelaufen ist, d.h. wir als Team Wasser 3.0 haben nach sechs Jahren die Uni verlassen. Und dann war die Frage: Wie verorten wir uns? Wie soll Wasser 3.0 weitergehen?

Ich stand mehr oder weniger auf der Straße, mein Team war noch irgendwo zwischen Student-Sein, Anstellung oder Doktorant-Werden. Es war eine relativ schwierige und komplizierte Lage, weil man technologisch schon eine Lösung parat hatte, die eigentlich raus muss. Diese Lösung aber nicht wirklich verortet war, d.h. die Basis fehlte. Und das war so der Moment in 2018, wo man gesagt hat: Mensch, es braucht eine Basis, es braucht Manpower, es braucht helping hands, es braucht Unterstützung. Und wir brauchen auch eine Strategie und eine Richtung, wo es langgehen soll. Und da kamt ihr genau gelegen; das war wirklich so wie Gottes Fügung, wo alles mal zusammengepasst hat. Wo wir gesagt haben, okay, das birgt für uns eine große Chance, sich so ein bisschen zu verorten, neue Impulse zu kreieren und dann auch Wasser 3.0 auf eine Unternehmensstruktur zu setzen, die dann auch in Zukunft laufen soll. Und so lief es dann an…

CB: Es ist ja recht ungewöhnlich, von einer Forscherin zur Unternehmerin zu werden. Das war schon eine ziemliche Transformation für dich, oder?

KS: Absolut. Das Gute war, dass ich im Vorfeld zur Juniorprofessur schon in der freien Wirtschaft gearbeitet hatte. D.h. es war mir nicht ganz fremd, wie die Wirtschaft funktioniert und wie auch anwendungsbezogene Forschung ein wirtschaftliches Produkt hervorbringen kann. Das hat mir sehr geholfen, gerade auch was die Patentlage, intellectual property oder das Sichern von Erkenntnissen angeht. Aber natürlich auch: Wie kriegt man ein Produkt, von dem man denkt, glaubt und weiß, dass es in der Zukunft eine positive Veränderung der Wasserqualität hervorbringen kann, von der Forschungsebene zu einem Wirtschaftsunternehmen?

CB: Ich war ja schon damals ganz begeistert von deinem Feuer, das du in dir hast, wenn es darum geht, Wasser mikroplastikfrei zu bekommen. Das ist ja eine Tatsache, die viele Menschen überhaupt nicht erkennen. Sie kennen sich nicht mit den Reinigungsstufen unseres Abwassers aus. Aber es ist ja doch so, dass wir tatsächlich immer wieder unseren eigenen Dreck, den wir selber produzieren, trinken. Das hat mich damals tatsächlich an deiner Erfindung unheimlich gefixt. Da dachte ich mir, das muss ich unbedingt unterstützen.

Damals haben wir einen Strategieworkshop gemacht, weil für dich nicht ganz klar war: Wie verortest du dich? Ist es die Erfindung? Ist es das Wissen, das man miteinander kreiert? Wie klärt man die Gesellschaft auf? Wie macht man das ganze wirtschaftlich erfolgreich? Wie war für dich damals dieser Strategieworkshop?

KS: Auf der einen Seite war es ein großes Aha-Erlebnis, weil man einfach gemerkt hat: Mensch, da ist Potenzial im Bereich der Forschung und der Bildung, was man gerade mal so angekratzt hat. Da ist enorm viel Power drin! Auf der anderen Seite war es zwischenzeitlich auch richtig viel Input, was natürlich Zeit brauchte, dass es sich so ein bisschen setzen kann. Dass man das irgendwie auch in die einzelnen Strategieschienen transferieren kann. Weil man auch gesagt hat, es ist nicht Forschung was wir machen, sondern wir haben ja Produkte. Das heißt, diese Transformation von reiner wissenschaftlicher Forschung zu einem wissenschaftlich fundierten Produkt, das ist eine wichtige Geschichte. Dann aber auch gleichzeitig zu sagen: Dieses Thema Mikroplastik braucht sehr viel Bildung und Aufklärungsarbeit. Das war natürlich auch nochmal ein zusätzlicher Hebel, den wir unbedingt bedienen wollten und wo ich auch von vorneherein gesagt habe: Wir müssen mehr Informationen in die Gesellschaft hereintragen. Keine „fake news“, sondern wirklich wissenschaftlich fundierte Informationen, sodass die Handlungsoptionen und Handlungsfähigkeit auch unterstützt werden.

CB: Und was hast du gleich umgesetzt nach dieser Zeit? Du sagtest ja gerade: Wow, das war echt viel, was wir da rausgearbeitet haben! Wir haben nach deinem WHY gegraben, wir haben dein HOW bestimmt und wir haben das WHAT dargelegt.

Was hast du konkret umgesetzt, nachdem du gedacht hast, dir platzt der Kopf? (lacht)

KS: Als erstes haben wir die Unternehmensstruktur konsolidiert. Das war auf Grund der Corona Situation auch erst im Mai 2020 wirklich beendet, sodass wir gesagt haben: Wasser 3.0 gehört in ein Unternehmenskonstrukt, was den sozialgesellschaftlichen Bezug auch darstellt. Deswegen haben wir uns sehr bewusst für die gemeinnützige GmbH entschieden. Wir wollten eben diese Betätigungsfelder „Technologie und Produkt“ in Einklang bringen mit unserem impact auf planet und people. Also den echten impact auf die Gesellschaft und auf den Schutz der Umwelt unserer Ökosysteme. Diese gGmbH war somit ein Output aus dem ganzen Workshop, aus der Zusammenarbeit, die wir über ein halbes Jahr sehr intensiviert haben. Und gleichzeitig natürlich auch die Außendarstellung, die Kommunikation: Wie tritt man auf? Wie muss eigentlich die Homepage aufgebaut sein, sodass sie für den Außenstehenden Informationen liefert und diese Informationen auch leicht zu finden sind.

Man braucht bei Mikroplastik natürlich sehr viele differenzierte Informationen und sowohl das Kratzen an der Oberfläche als auch das tiefe Eintauchen in die Materie. Wir haben das Bestreben, die Inhalte so bereitzustellen, dass sie heterogen differenziert sind. Das bedeutet, dass es eigentlich für jeden, mit jeder Bildungsstufe verstanden werden kann – und wenn man tiefer gehen will, auch weiterführende Informationen vorhanden sind. Das haben wir eben auch durch den Workshop in eine neue Homepage verfrachtet, das haben wir gemeinsam mit dir aufgebaut. Und es ist eine Geschichte, die uns bis heute nicht losgelassen hat, weil wir einfach auch gesagt haben, so eine Homepage ist ein lebendes Konstrukt – wenn wir uns verändern, muss sich natürlich auch die Homepage mit verändern.

Somit haben wir natürlich aus den Workshop Inhalten wahnsinnig viele Grundlagen Basics mitgenommen und das waren so die Tools, die wir gebraucht haben, um auch jetzt da zu stehen, wo wir jetzt stehen.

CB: Du hast gesagt, du guckst auch ab und zu nochmal in die Unterlagen rein, um zu schauen: Was habe ich damals gesagt? Und wie kann ich das anpassen, oder wie kann ich das modifizieren, um auf meiner zukünftigen Ausrichtung unterwegs zu sein. Also war der Workshop für dich schon eine wichtige Basis?

KS: Absolut! Ich meine, wir haben ja sehr lange auch in den Workshops an der Vision und an der Mission gefeilt und ich habe immer gesagt, dass für mich persönlich die Vision ist: „Sauberes Wasser weltweilt“. Das war immer so der Key-Tonus und jeder hat immer gesagt: Mensch, das ist so ein breites Feld, das ist so groß. Dann habe ich gesagt: Ja, aber das ist meine persönliche Vision. Ich möchte den Beitrag dazu leisten, sauberes Wasser weltweit mit einfachen Möglichkeiten bereit zu stellen.

Dann war aber auch klar, die Mission muss natürlich deutlich weiter unten angesetzt werden, damit es auch zu einer abbildbaren Mission wird. Deshalb haben wir gesagt, die Mission ist „Wasser ohne Mikroplastik und ohne Mikroschadstoffe“ und das ist auch für uns der Hebel, den wir gesetzt haben; im Technologischen und auch in der Bildungskommunikation.

CB: Eine Aufgabe während des Workshops war ja auch: Spiel mal „Die Sendung mit der Maus“. Erkläre es den Menschen ganz einfach. Jetzt warst du tatsächlich im ZDF, du warst bei Galileo, du wirst wieder im ZDF zu sehen sein. Wo sind jetzt bei dir die Stolpersteine? Wo geht es noch weiter, noch schneller für dich? Oder wo würdest du dir wünschen, dass es noch schneller weiter geht?

KS: Beim Thema Mikroplastik ist es so, dass wir natürlich sehr stark auch von Gesetzgebungen und Regulationen abhängig sind. Diese gibt es noch nicht, d.h. es gibt eigentlich auch noch nicht das Bestreben, aktiv aus dem Verursacherumfeld zu handeln. Deswegen sind wir im Bereich Wasser 3.0 mit den sogenannten Gamechangern unterwegs, also den Leuten, den „early adoptern“, die wirklich intrinsisch motiviert etwas verändern wollen. Und das sind eigentlich die Menschen, die auch mit Herzblut dann unmittelbar auch an der Lösung interessiert sind und diese installieren wollen, weil sie dadurch auch sehen, was sie Positives mit einfachen Mitteln in ihren Prozessen installieren können. Somit ergibt sich dann für uns das Bild, das wir natürlich auf die early adoptersetzen, dass die bei uns durchklingeln und entsprechend auch bereit sind, über Probleme zu sprechen.

Aber gleichzeitig liefern wir natürlich auch viele Informationen wissenschaftlicher Art, d.h. wissenschaftlich fundierte Fakten, um auch der Regulation, der Gesetzgebung, Informationen zuzuspielen, um vielleicht frühzeitiger zu handeln und den Handlungsbedarf auch zu forcieren. Somit versuchen wir sowohl bottom-up zu handeln, aber auch top-down, d.h. über die Gesetzgebung und das Zuspielen der Informationen zu gehen, aber eben auch bottom-up mit den early adoptern Vorreiterrollen zu kreieren, um zu zeigen, dass die Kombination aus Wasser 3.0 und jemandem, der auch an eine Veränderung glaubt, am Ende eine Lösung hervorbringt.

CB: Stell dir vor, du könntest eine Gruppe von Menschen zusammenbringen, die wirklich wirksam sind und die deine Erfindung, die ich einfach genial finde, vorantreiben.

Wir haben beim Einstieg in das Gespräch darüber gesprochen, dass viele Menschen nur reden, aber es dann an der Umsetzung scheitert. Wir haben Mikroplastik im Wasser, wir haben pharmazeutische Rückstände im Wasser – aber wir trinken es ohne Bedenken. Und auch bei den Kläranlagen ist es noch gar kein Thema.

Wen wünschst du dir am Tisch, der in eine Entscheidungsfähigkeit kommt, die in den nächsten 2 bis 3 Jahren schon wirksam wird?

KS: Beim Thema Wasser muss man glaube ich die gesamten Stakeholder betrachten. Da geht es nicht darum, einen Einzelnen oder einen Verursacher herauszupicken, mit dem Finger auf denjenigen zu zeigen und zu sagen: du bist schuld an der ganzen Misere und jetzt musst du auch dafür sorgen, dass die Situation verbessert wird. Sondern wir müssen schauen, was die Hebel sind, die wir mit Menschenkraft auch bedienen können, d.h. mit wem können wir entsprechende Stakeholder aktivieren, akquirieren, und aber auch gleichzeitig in die Lösungsarbeit mit einbinden.

Ich sag immer, ich möchte nicht so viel quatschen, sondern ich möchte lieber machen. Das heißt, es braucht eigentlich die, die von vornherein sagen: Mensch, wir sind dabei. Und das wird nicht die Politik sein, weil die Politik immer relativ langsam ist, das muss man leider Gottes sagen. Aber die Politik braucht es natürlich auch. Die müssen sehen, welchen positiven Effekt man erreichen kann, wenn man Dinge löst.

Somit sehe ich in der Industrie, in der Gesellschaft, natürlich in der Politik, aber auch insgesamt im Transportieren von Informationen sehr, sehr große Hebel, die uns helfen können, ein globales Umweltproblem zu lösen.

CB: Meistens ist es doch so, dass die Menschen Mikroplastik beim Tauchen sehen, aber nicht im Trinkwasser. Das ist glaube ich schon ein Transferthema von Wasser 3.0, oder?

KS: Beim Tauchen sieht man eigentlich das Makroplastik, das heißt, da sieht man die großen Plastikpartikel, die man auch noch mit dem Auge wahrnimmt, die einem irgendwo die Sicht versperren und die so hin und her flirren. Bei Mikroplastik reden wir von Partikeln kleiner 5 mm, was bedeutet, wir gehen bei der Größe in den nicht mehr sichtbaren Bereich. Und gerade im Trinkwasser, wo man etwas nicht sieht, nimmt man die Gefahr auch nicht wahr. Das ist auch bei den Pharmazeutika Rückständen beispielsweise der Fall. Die sieht man auch nicht, das Wasser ist nach wie vor klar und dann gehe ich davon aus, mit gesundem Menschenverstand, das Wasser wird schon auch eine gute Trinkwasserqualität haben.

Wenn das aber nicht mehr der Fall ist und einfach auch negative Folgen erkennbar werden, dann kommt es natürlich ins Bewusstsein und dann wird die Dringlichkeit erhöht und dann ist auch klar, dass die Alarmglocken läuten: wir müssen handeln! Aber wir versuchen eigentlich diesen Alarmglockenmechanismus frühzeitig auszulösen, denn wenn wir Mikroplastik im Trinkwasser sehen, dann ist es eigentlich schon zu spät. Das ist ganz am Ende der Fahnenstange. Wenn wir im Trinkwasser unser Mikroplastik sehen, bedeutet es, dass es draußen ziemlich schlecht aussieht.

CB: Wann müssten wir anfangen, etwas zu verändern?

KS: Gestern (lachen). Also am besten sofort! Es ist wirklich so. Je schneller wir ein bereits vorhandenes Umweltproblem angehen und auch die Maßnahmen und die Handlungsbereitschaft hochschrauben, umso besser ist es für Umwelt, umso besser ist es für die Gesundheit und umso besser ist es auch für die Zukunftsfähigkeit des Planeten. Genau auf das setzen wir, auf die aktive Transformation, auf das verändern wollen, weil man eben auch die zukünftige Generation noch entsprechend mit den Ressourcen und auch mit den Möglichkeiten versorgen möchte, die man heute hat. Und somit schließt sich eigentlich der Kreis.

CB: Ich habe mich total gefreut über die zwei Preise, die du mit deinem Team zusammen gewonnen hast. Das war von Bertrand Piccard und der Solar Impulse Foundation, richtig? Und WOW, du bist eins der 1.000 Unternehmen weltweit, die dafür auserkoren wurden, dass sie zukunftsrelevant sind.

KS: Das war eine Auszeichnung, die wirklich sehr überraschend kam. Wir haben sehr lange dafür Blut und Schweißgelassen und sehr viel Arbeit reingesteckt, weil es für uns natürlich auch ein wichtiges Kriterium war, das Thema Mikroplastik zu adressieren, aber auch die Einfachheit der Lösung aufzuzeigen. Das Problem ist immer zu verarbeiten, wenn man eine Technologie hat, dass es gar nicht viel braucht, um diese Technologie ans Laufen zu bekommen. Dass es wirklich lowtech ist und keine großen Investitionskosten per se vorhanden sein müssen.

Genau das einerseits in die Nachhaltigkeitsbetrachtung reinfließen zu lassen, aber auch in den Businessplan, dafür braucht es natürlich den Weitblick. Und genau diesen Weitblick haben die Gutachter bei der Solar Impulse Foundation. Es ist die Mischung aus Nachhaltigkeitsexperten, Wissenschaftlern und reinen Ökonomen, die das Ganze nochmal von einer ganz anderen Seite betrachten. Von daher war die Auszeichnung für uns das Zeichen, dass es Sinn macht, was wir tun.

Es ist ein Rundumpaket, was wir da geschnürt haben, mit impact, Lösungen, Technologie und entsprechender Ausrichtung. Und auch mit Weitläufigkeit, sodass wir sagen, dass wir nicht nur Abwasser, sondern auch Prozesswasser können; nicht nur Süßwasser, sondern auch Meerwasser. Somit können wir auch die Multifunktionalität aufzeigen.

CB: Und darauf ist dann noch ein deutscher Preis gefolgt…

KS: Richtig, dann haben wir im Mai diesen Jahres noch den German Innovation Award bekommen. Das war für uns natürlich erstmal auch überraschend, weil man in Deutschland Innovationen anders sieht als international. So ist zumindest meine Wahrnehmung dazu. Von daher war das für uns im Mai das Aha-Momentum, wo wir gesagt haben: Wahrscheinlich haben wir hier wirklich etwas geschaffen, was in die Strategie der Zukunft „Kreislaufwirtschaft“ und in die Strategie der Zukunft „Nachhaltigkeit und Sauberes Wasser“ hervorragend reinpasst. Nämlich das Thema Mikroplastik und Mikroplastikentfernung und auch die ganzheitliche Strategie, die wir verfolgen: Über die Detektion, die Entfernung und die Wiederverwertung, also dass man auch die Abfallstoffe aus einer Entfernung wiederverwertet, bis zum Aufbau neuer Produkte. Und so aufzuzeigen, dass auch kreislaufwirtschaftliche Lösungen in einem Abwasserumfeld möglich sind.

CB: Warum wird es noch nicht umgesetzt? Wir alle dürsten doch nach Lösungen, für die Probleme, die wir haben, oder?

KS: Wenn man keine Gesetze und Regulationen hat, dann braucht es viel Zeit, um in den Aktivmodus zu kommen, also um auch selbstständig zu erkennen, ich möchte etwas ändern. Es ist alles immer mit Geld verbunden. Geld ist gerade auch nach den Corona Monaten ein schwieriges Thema. Man dürstet nach Innovationen, man hat aber natürlich gerade auch Deutschland und EU-weit bestimmte Themenfelder, die sehr stark gefördert und unterstützt werden, und es gibt Themenfelder, die ein bisschen weniger gefördert werden. Wir sind da so ein bisschen inbetween. Auf der einen Seite schießen wir natürlich mit der kreislaufwirtschaftlichen Lösung genau in die Strategie der Zukunft, dass man eben sagt, circular economy, zero waste – man möchte eigentlich vermeiden und somit die Veränderungsprozesse anstoßen. Aber wir haben natürlich auch ein Themenfeld, wo wir ein globales Umweltproblem ansprechen, was einen Verursacher hat und das ist immer relativ schwierig, weil man dann auch in das finger pointing reinkommt, was wir nicht wollen.

Wir wollen verändern, das heißt: Hand in Hand gehen, um Lösungen zu installieren, und nicht jemandem sagen: Du bist der größte Verschmutzer dieser Welt.

CB: Welche Rolle spielt Marketing und Kommunikation bei dem, was du tust?

KS: Beim Thema Marketing und Kommunikation ist es so, dass wir natürlich in einem sehr komplexen Feld unterwegs sind. Und da ist die Kommunikationsarbeit, speziell die Aufklärungsarbeit, enorm wichtig. Aber auch natürlich die Bildungsarbeit, d.h. das Aufklären von 0-99 Jahren – über alle Altersklassen hinweg. Aber man geht auch in die Tiefe, wenn es um die Technologieimplementierung geht, d.h. sowohl das Fachwissen ist enorm wichtig, aber eben auch, dass man breit aufgestellt ist und die Kommunikation vorantreibt.

Wir sagen immer: Das Marketing geht über unsere Kommunikationsarbeit, über unsere gesellschaftliche Aufklärungsarbeit, weil das erstmal adressiert:

Wir haben ein globales Umweltproblem. Wenn das im Bewusstsein vorhanden ist, und man auch die Ursachen für dieses Problem kennt, dann ist auch die Handlungsbereitschaft größer.

Und somit: Na klar, wir haben Produkte, die auch Marketing brauchen, aber die Produkte sind nur so gut, wie sie auch in der Gesellschaft angenommen werden.

CB: Was treibt dich an? Du bist Unternehmerin und Geschäftsführerin, du bist Forscherin, du bist Präsentatorin deiner Idee, du verbindest andere Unternehmen miteinander und mit deinem Unternehmen … du hast so viele Rollen. Woher nimmst du die Kraft?

KS: Ich schlafe viel (lacht). Ich bemühe mich ausreichend zu schlafen und auch hin und wieder mal, in den Zeiten, wo ich mit meinem Hund unterwegs bin, nicht das Handy mitzunehmen, sondern einfach auch mal zu sagen, jetzt ist reine Entspannungszeit für Kopf, Geist und Seele, zum Runterkommen und Zeit, neue Energie zu schöpfen und die Gedanken zu sortieren – um dann weiterzumachen.

Außerdem ich bin ein großer Fan vom Abhaken einer To-do-Liste. Je mehr Punkte auf der To-do-Liste stehen und je mehr Haken ich am Ende des Tages gesetzt habe, umso besser schlafe ich und umso entspannter wache ich morgens früh wieder auf.

CB: Und woher schöpfst du deine Inspirationen? Es ist ja auch ein schwieriges Umfeld und du überlegst sicherlich auch ständig, wenn du auf Kongressen, Messen, und Events bist, wie du letztendlich die Lösung für ein weltweites Problem noch besser darstellen kannst. Wer oder was inspiriert dich?

KS: Mich inspirieren Dinge, die eigentlich gar nicht unmittelbar mit dem zu tun habe, was ich mache. Ich bin einfach out-of-the-box unterwegs und ich versuche, viele Dinge und neue Ideen durch Kommunikation mit komplett anderen Bereichen zu bekommen. Ich würde zum Beispiel mit Luftfilterherstellern sprechen, weil Luft natürlich auch ein großes Thema ist. Wir brauchen Luft zum Atmen und ich versuche es dann auf Wasser herunterzubrechen und die unterschiedlichen Ebenen aufzuzeigen.

Aber genauso inspirieren mich auch Bootshersteller, weil ich mir schon lange überlege, wie man eigentlich ein Boot mit einer Lösung ausstatten könnte, um eigentlich für ein schönes Erlebnis von A nach B zu fahren, aber das Boot gleichzeitig noch mehr macht – zum Beispiel das Reinigen von Wasser.

Kochen inspiriert mich persönlich auch. Hin und wieder mal ein kreatives Momentum zu haben und festzustellen: schmeckt oder schmeckt nicht, finde ich auch höchst spannend (lachen).

CB: Was würdest du dir wirklich wünschen, sodass deine Erfindung, die Lösung, schneller in die Welt kommt?

KS: Für mich persönlich wäre es wichtig, dass man gemeinschaftlich an der Lösungsimplementierung arbeitet. Wir bei Wasser 3.0 sehen uns eigentlich nur als ein Teil der Lösung. Wir können nur das liefern, zu was wir selber im Stande sind.

Meine Vision für die Zukunft wäre der Moment, indem viele verschiedene Menschen und Gruppierungen langfristig an einem Ziel arbeiten und die Einzelinteressen mal ausblenden, und nicht irgendwann abbiegen und doch die ökonomischen Profite vor allem anderen stehen.

CB: Wenn Wasser das neue Gold der Zukunft ist, dann ist es wichtig, dass du extrem viele Follower hast. Ich wünsche dir, liebe Katrin, Millionen von Follower…

KS: Dann…auf los geht’s los. (lachen)

CB: …denn das hast du mit der Idee verdient. Danke, dass du da bist und danke für deine Zeit.

KS: Vielen Dank Christine, es hat mich sehr gefreut, auch dass wir uns nach 1,5 Jahren, wo wir uns nicht gesehen haben, auch endlich mal wieder persönlich gesehen habe – mit Corona-Abstand und allem was dazu gehört. Danke.

Ich hoffe, dir hat dieses Gespräch gefallen. Wenn du mehr über Wasser 3.0 erfahren möchtest, dann schau doch gerne mal auf der Unternehmens-Website vorbei. Klick dafür ganz einfach hier!

Du möchtest dich darüber hinaus mit dem Thema Wasser beschäftigen und dich umfassend informieren? Auf der Website der World Health Organisation (WHO) findest du zum Beispiel viele interessante Fakten und Informationen zum Thema Wasser, Wasserverschmutzung und Mikroplastik im Wasser.