Erzähl kurz über dich und deine Arbeit. Was machst du und was machst du anders als andere?
Ich berate Menschen, Teams und Organisationen, um – erst mal ganz klassisch – Entwicklung und Performance zu erzielen. Ich verfolge dabei einen generalistischen Beratungsansatz. Was mich vielleicht von anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass ich Veränderung auch von innen denke und u. a. bei der kleinsten Einheit in der Organisation ansetze. Ich versuche jedem Teammitglied durch Klarheit und Verdeutlichung des persönlichen Beitrags einen Weg aufzuzeigen, wie individueller Erfolg und Erfolg in der Organisation erzielt werden kann. Er besteht für mich aus Beitrag, Werten und natürlich auch Gewinn. Wichtig ist mir, dass beim Tun eine Sinnhaftigkeit und Freude empfunden wird.
Meistens beginnt meine Arbeit so, dass ich nach der konkreten Auftragsklärung eine Zeit lang „mitlaufe” und auf diese Art und Weise Ausgesprochenes in Organisationen oder Unternehmen zusammenfasse, aber auch Ungesagtes sagbar bzw. hörbar mache. Mein Ziel: die in einer Organisation steckenden unausgesprochenen Glaubenssätze herauszuarbeiten.
Im individuellen Coaching und bei der Krisenberatung ist dies ganz ähnlich – es geht darum, die eigene Leistung, den eigenen Wert zunächst einmal zu erkennen und anzuerkennen.
Der entscheidende Punkt in meiner Arbeit: Jede Veränderung ist mit Widerstand verbunden. Ich bin sozusagen „Widerstandsdetektiv”. Ganz wichtig ist, dass Menschen erst mal feststellen, dass da ein Widerstand ist und dass es ok ist, dass der da ist. Er hat nämlich einen Zweck. Meine Aufgabe ist es dann, da rein zu gehen: „Wo hakt es?” und „Wie gehen wir mit dem Haken um?” Wenn ich Abwehrreflexe spüre, weiß ich in der Regel, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das ist dann ein Signal für mich, hier reinzugehen, da es einen Mehrwert für den Menschen, das Team oder die Organisation geben könnte.
„Ich begleite bei Wachstum und helfe sozusagen bei Wachstumsschmerzen.”
Kannst du etwas über deinen persönlichen Weg erzählen: Womit hast du angefangen und wie bist du hier angekommen?
Ich würde sagen: „Ich werde gerade, der ich bin.” Klingt irgendwie schwülstig, ich weiß … In der Vergangenheit bin ich sehr stark über das Thema Leistung gekommen und habe recht früh eine steile Karriere in einem großen Konzern hingelegt, war nach anderthalb Jahren Abteilungsleiter und für die Personalbetreuung in ganz Deutschland verantwortlich. Mit 35 Jahren bin ich schließlich leitender Angestellter geworden und war kurz darauf dann für das ganze Gebiet der ehemaligen DDR und Schleswig-Holstein verantwortlich. In der Spitze war das dann die Hälfte von Deutschland mit über 10.000 Beschäftigten. Das habe ich lange Jahre gemacht, bis immer mehr innerer Widerstand aufkam. Ich habe gemerkt, dass das eigentlich gar nicht das ist, was ich machen möchte und musste feststellen: Eigentlich bin ich im Grunde meines Herzens jemand, der gerne mit und für Menschen arbeitet. Das Ganze war von einer intensiven Krise begleitet. Ich bin ein halbes Jahr ausgefallen mit Burnout, Depressionen und einem Klinikaufenthalt. Ich bin dann nach der Krise zurück in den Job und abermals befördert worden, habe aber umso intensiver festgestellt, dass ich das alles nicht mehr möchte. Die Rückkehr in den Job und die Wiederaufnahme der Tätigkeit waren wichtig für mich. Denn so konnte ich feststellen, dass ich es zwar kann, aber nicht mehr will.
„Für mich war aber eigentlich auch schon im tiefsten Moment der Krise klar, dass ich auf dem Weg bin, mein Ding zu machen.”
Ich persönlich brauchte dieses heftige Hinfallen; sonst hätte ich nichts geändert. Andere Leute schaffen das früher. Bei mir war das nicht der Fall. Ich habe dann verschiedene Coaching Ausbildungen gemacht. Das, was Christine und ich zusammen gemacht haben, nannte sich Psychologie der Veränderung. Ich arbeite sehr stark mit psychologischen Grundsätzen, obwohl ich immer wieder sehr klar betone, dass ich kein Psychologe bin. Ich bin auch kein Therapeut; ich bin ein sehr gut ausgebildeter Coach mit einer Menge Praxiserfahrung in der Wirtschaft.
Wir leben in einer Welt voller Wandel: Was verändert sich gerade in der Arbeitswelt?
Das Pendel ist in Richtung Mitarbeitende ausgeschlagen. Es ist ein Arbeitnehmermarkt. Das spürt man in der Gesellschaft und in den Unternehmen. Die Firmen müssen sich nach den Menschen richten und ein Setting schaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen.
Ich bin in meiner Arbeit auch sehr eng an den New Work Themen dran. Für mich ist New Work das Verbinden von Mensch und Organisation zum Vorteil beider. Dazu ist es absolut notwendig, dass alles, was einen Menschen ausmacht, sein darf.
„Ich halte es für falsch, dass es für gewisse menschliche Aspekte wie Betroffenheit zeigen, Verletzungen zeigen etc. keinen Resonanzboden in Firmen gibt.”
Für mich ist das essenziell. New Work darf allerdings auch keine Einbahnstraße sein. Nach dem Motto: Wenn es keine Hafermilch gibt, dann kündige ich.
Woher kennst du Christine? Und wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Wir haben uns wie gesagt im Rahmen der Ausbildung zur Psychologie der Veränderung kennengelernt. Das waren insgesamt 6 Module an jeweils vier Tagen. Ein ziemlich intensiver Prozess. Es ging um Glaubenssätze und um essenzielle Dinge, die einen im Leben beschäftigen. Im Laufe der Zeit habe ich dann mitbekommen, was Christine so macht und wie ihre Entwicklung ist. Unabhängig von den Inhalten unserer Arbeit ist das, was wir machen, ziemlich vergleichbar. Und was uns sicher eint: Sie war auch mehrere Jahre lang hochrangige Managerin. Auch Christine ist eine außerordentlich ehrgeizige Frau, die genau weiß, was sie will. Sie hat auch diesen Teil; und das ist gut.
Wie genau hat Christine dich unterstützt?, Was habt ihr zusammen erarbeitet?
Der ursprüngliche Auftrag war die Website. Wir sind das dann aber eher funnelmäßig angegangen. Der wesentliche Mehrwert – neben dem Messbaren der Website – ist, dass sie mich bei meinem Start in die Selbstständigkeit enorm unterstützt und mich da durchmoderiert hat. Genau an dieser Sollbruchstelle zwischen zwanzig Jahren Konzern und dem ersten Tag alleine laufen, da passiert so viel mit einem. Du bist da vom Kopf her noch in deiner Konzerndenke. Es ist eine Illusion, dass man von jetzt auf gleich selbstständig ist. Man muss wirklich neu laufen lernen. Christine hat mir dabei geholfen, diesen Übergang mit einer persönlichen, sachlichen und zeitlichen Ebene zu versehen und zu begleiten.
Dein schönstes, überraschendes oder lehrreiches Take away aus der Zusammenarbeit mit Christine?
Das Erste, was mir durch den Kopf schießt: „Du bist gut so wie du bist!”
Als wir angefangen haben, an meiner Homepage zu arbeiten, war ich sehr stark darauf aus: Was wollen andere von mir hören? Im Laufe des Prozesses wurde immer wichtiger: Was will und kann ich geben? Das war ganz wichtig und das schreibe ich ihr auch ganz maßgeblich zu: Das, was mich ausmacht und das, was ich ins Business und in die Welt zu tragen habe, zu verstehen. Und dafür auch eine Wertschätzung zu erfahren. Personal Branding im Innen wie im Außen.
Wie würdest du in eigenen Worten erklären, was Conscious Branding ist und wie es sich vom klassischen Branding unterscheidet?
Conscious Branding ist „deep”. Das geht tiefer. Conscious Branding ist etwas Ganzheitliches und Ehrliches. Es trifft den Punkt. Das ist ganz wesentlich. Und da hat Christine die nötige Tiefe und die nötige Geduld. Was ich im klassischen Branding sehe: Dass manche Marken mehr versprechen als sie halten.
„Wenn man allerdings über Conscious Branding kommt, schaut man erst, was man machen kann, um es dann zu versprechen. Und nicht andersherum.”
Dein größter Wunsch für die Arbeitswelt der Zukunft?, Wie können wir mehr Consciousness einfließen lassen?
Consciousness startet mit der Erkenntnis, dass es bei einem selbst anfängt. In dem Augenblick gehen auf einmal ganz viele Türen auf. Und wenn das verstanden wurde, bin ich auch nicht mehr unterwegs und mache andere für mich oder mein Handeln verantwortlich. Wenn ich akzeptiere, dass es bei und mit mir anfängt, kann ich ja auch für mich Verantwortung übernehmen. Ich weiß, das wirkt jetzt ein bisschen sehr vereinfacht und 80 % derjenigen, denen es nicht gut geht und die große Herausforderungen haben, würden jetzt sagen: „Halt mal bitte deine Klappe.“ Letztlich ist das aber der Prozess. Und hier gehören die Menschen begleitet. Niemand hat gesagt, dass das alles allein bewältigt werden muss. Es ist Zeit für eine work we:volution!